Das niederl‰ndische Kunst- und Kulturangebot ist
reichhaltig und von hohem Niveau: weltber¸hmte Museen,
abwechslungsreiche Theater- und Musikveranstaltungen und viel Raum
f¸r experimentelle Projekte und neue Stilrichtungen.
Auflerdem finden jedes Jahr zahlreiche internationale Festivals
statt.
Meinungsfreiheit sowie Unabh‰ngigkeit und Vielfalt der Medien
sind die Eckpfeiler der niederl‰ndischen Demokratie. Sie
werden von der Verfassung garantiert.
Mit ihren fast 1000 Museen haben die Niederlande die grˆflte Museumsdichte der Welt. Museen, die von nationaler Bedeutung sind, werden vom Staat unterst¸tzt. Es wird danach gestrebt, eine ÑSammlung der Niederlandeì zu schaffen: Die Kollektionen aller Museen sollen so aufeinander abgestimmt werden, dass es mˆglichst wenig Dubletten gibt. Zu den bekanntesten Museen gehˆren das Rijksmuseum und das Vincent-van-Gogh-Museum in Amsterdam, das Museum Boymans-van Beuningen in Rotterdam, das Mauritshuis in Den Haag und Schloss Het Loo in Apeldoorn. Freunde der zeitgenˆssischen Kunst kommen im Stedelijk Museum in Amsterdam, im Krˆller-M¸ller-Museum in Otterlo, im Bonnefantenmuseum in Maastricht und im Van-Abbe-Museum in Eindhoven auf ihre Kosten. Auch Groflveranstaltungen wie die Vermeer-Ausstellung 1996, die Rembrandt-Ausstellung 1999, eine Ausstellung ¸ber das ÑGoldeneì 17. Jahrhundert im Jahr 2000 und die Ausstellung ÑDe Voorstellingì (Die Vorstellung) 2001 im Stedelijk Museum tragen zum kulturellen Image der Niederlande bei.
Die Niederlande sind seit Jahrhunderten ber¸hmt f¸r ihre Malerei. Werke von K¸nstlern wie Rembrandt, Frans Hals, Vermeer, van Gogh und Piet Mondrian sind weltbekannt und in Museen auf der ganzen Welt zu bewundern. Aber auch in der modernen Malerei und Bildhauerei haben sich niederl‰ndische K¸nstler einen Namen gemacht. Das Land ist bei Veranstaltungen im Ausland, etwa auf der Biennale in Venedig und der Documenta in Kassel, durchweg gut mit zeitgenˆssischen K¸nstlern vertreten. Die bekanntesten Nachkriegsmaler sind Karel Appel (geb. 1921) und Corneille (geb. 1922), die beide noch immer sehr aktiv sind. Sie gehˆrten 1948 zu den Gr¸ndern der internationalen Cobra-Gruppe, die eine Erneuerung der Kunst anstrebte und groflen Einfluss auf junge K¸nstler hatte. Der Name ÑCobraì ist die Abk¸rzung f¸r die St‰dte ÑCopenhagen - Br¸ssel - Amsterdamì, in denen die K¸nstler arbeiteten. Andere bekannte Gegenwartsk¸nstler sind Ger van Elk, Jan Dibbets, Peter Struyken, Rob Scholte, Marthe Rˆling und Marlene Dumas.
Das niederl‰ndische Design zeichnet sich durch
Schlichtheit, Klarheit und N¸chternheit aus. Charakteristisch
ist das Werk der Mitglieder von De Stijl, eine Gruppe von Designern
und K¸nstlern, die die niederl‰ndische Kunst um 1920
stark beeinflussten. Im Mittelpunkt ihres Schaffens standen gerade
Linien und rechte Winkel. Bekannte Vertreter dieser Gruppe sind
Piet Mondrian, Theo van Doesburg und vor allem der Architekt und
Mˆbeldesigner Gerrit Rietveld (1888-1964).
In den Zwanzigerjahren wurden viele K¸nstler von
Industriebetrieben beauftragt, ihre Produkte zu gestalten. Zu ihnen
gehˆrte auch der Glask¸nstler Andries Copier (1901-1991),
ein Designer von internationalem Rang, dessen Entw¸rfe
f¸r Dekorations- und Gebrauchsglaswaren sich durch grofle
Einfachheit und raffinierte Details in Farbe und Form
auszeichneten.
Auch Alltagsgegenst‰nde wie Briefmarken, Z¸ge,
Abfalleimer, Verkehrsschilder, B¸romˆbel weisen bis heute
die so typischen klaren und schlichten Formen auf.
Das Niederl‰ndische Institut f¸r Design in Amsterdam spielt international eine f¸hrende Rolle. Es ist sehr innovativ, sorgt f¸r die Integration des Designs in die Gesellschaft und bringt Vertreter verschiedener Disziplinen miteinander in Kontakt. Die Akademie f¸r Industriedesign (AIVE) in Eindhoven hat sich zu einem renommierten Ausbildungsinstitut entwickelt.
Die Niederlande haben auf dem Gebiet der Architektur und des
St‰dtebaus eine lange Tradition. Sage und schreibe 55 000
Geb‰ude stehen unter Denkmalschutz. Die Grachtenh‰user
aus dem 17. und 18. Jahrhundert sind in der ganzen Welt bekannt.
Aber auch die im letzten Jahrhundert verwirklichten
St‰dtebauprojekte, z.B. das von dem Architekten und
Stadtplaner Berlage entworfene Stadtviertel Amsterdam-Zuid, die
nach dem Krieg entstandenen Neubauten im Rotterdamer Stadtzentrum
und das Neubauviertel ÑKop van Zuidì im S¸den
Rotterdams finden viel Beachtung. Die Moderne ist in vielen
Auspr‰gungsformen vertreten. Jungen Architekten wird die
Mˆglichkeit geboten, sich im St‰dtebau und bei
Stadterweiterungen experimentell zu bet‰tigen.
Der Staat hat als Auftraggeber Einfluss auf die Architektur. Als
Bauherr vieler neuer Geb‰ude hat er damit auch eine wichtige
Vorbildfunktion. Verantwortlich hierf¸r ist der Leiter der
Architekturabteilung im Reichshochbauamt. Beispiele aus der
j¸ngsten Vergangenheit sind das supermoderne Geb‰ude des
Ministeriums f¸r Wohnungswesen, Raumordnung und Umwelt vom
Architekturb¸ro Hoogstad und das postmoderne Geb‰ude des
Ministeriums f¸r Gesundheit, Gemeinwohl und Sport von Michael
Graves und Sjoerd Soeters. Beide stehen in Den Haag.
Weitere bekannte niederl‰ndische Architekten sind Aldo van
Eyck, Herman Hertzberger, Wim Quist, Pi de Bruyn, Rem Koolhaas und
Jo Coenen. Von Jo Coenen stammt auch der Entwurf des
Niederl‰ndischen Architekturinstituts in Rotterdam. Viele
niederl‰ndische Architekten sind auch im Ausland aktiv. So
entwarf zum Beispiel Rem Koolhaas den Plan f¸r die Erweiterung
der nordfranzˆsischen Stadt Lille.
Am Berlage-Institut in Amsterdam kˆnnen junge, talentierte
Architekten, Stadtplaner und Landschaftsgestalter eine
international orientierte Praxisausbildung absolvieren.
Der niederl‰ndische Boden ist reich an Zeugnissen der Vergangenheit. Etwa 1500 arch‰ologisch wertvolle Gebiete stehen unter Denkmalschutz. Daf¸r sorgt u.a. das Denkmalschutzgesetz von 1988. Arch‰ologen freuen sich ¸ber den feuchten Boden in den Niederlanden, weil er viele organische ‹berreste wie Kleidung, Nahrungsmittel und Holz gut erh‰lt. Wichtige arch‰ologische Strukturen sind die H¸nengr‰ber in Drente, verschiedene mittelalterliche Ringwallanlagen (z.B. die Souburg auf Walcheren, der Heimenberg bei Rhenen und die Hunnenschans in der Veluwe) und Burgruinen (u.a. der Valkhof in Nimwegen).
Die Zahl der klassischen Orchester in den Niederlanden ist
grofl. Das bekannteste unter ihnen ist wohl das im Amsterdamer
Concertgebouw beheimatete Kˆnigliche Concertgebouw-Orchester,
das auch oft Gastspiele im Ausland gibt. Von den kleineren
Ensembles sind vor allem das Orchestra of the 18th Century, das
Amsterdam Baroque Orchestra und das Schˆnberg-Ensemble
bekannt.
Die Oper erlebt in den Niederlanden eine Bl¸te. Insbesondere
die Nederlandse Opera in Amsterdam hat sich international einen
groflen Namen gemacht. Sie produziert j‰hrlich etwa zehn
Werke, die haupts‰chlich im Amsterdamer Muziektheater
aufgef¸hrt werden. Die zeitgenˆssische Oper ist ein
wichtiger Bestandteil des Repertoires.
Ein international bekanntes Musik-, Tanz- und Schauspielfestival ist das Holland Festival, das jedes Jahr den ganzen Monat Juni ¸ber in Amsterdam veranstaltet wird. 1997 feierte es sein 50-j‰hriges Bestehen. Es bietet ein vielf‰ltiges, internationales Programm mit innovativen Darbietungen. Ein weiteres bekanntes Musikereignis ist das Festival f¸r Alte Musik in Utrecht, bei dem f¸hrende Musiker und Ensembles aus dem In- und Ausland mittelalterliche Musik und Barockmusik spielen.
Jazz und improvisierte Musik stehen in den Niederlanden hoch im Kurs. Das North Sea Jazz Festival, das jedes Jahr in Den Haag stattfindet, ist das grˆflte und bekannteste Jazzfestival Europas. Popmusik ist selbstverst‰ndlich auch sehr beliebt. Das ganze Jahr ¸ber werden Popfestivals veranstaltet. Die bekanntesten sind Pinkpop, Parkpop, die Lowlands und das Dynamo Open Air.
Moderner Tanz und die Niederlande sind eng miteinander verbunden. Das Haager Nederlands Dans Theater (NDT) ist weltber¸hmt. Daneben gibt es viele kleinere Tanzensembles mit modernem Repertoire wie etwa Introdans. Das Rotterdamer Scapino-Ballett wendete sich anfangs in erster Linie an die Jugend, hat sich aber in den letzten Jahren zu einem modernen Repertoire-Ensemble entwickelt. Das Nationalballett in Amsterdam zeigt vor allem St¸cke des klassisch-romantischen Repertoires, f¸hrt aber auch zeitgenˆssische Werke des Amerikaners Balanchine und der Niederl‰nder Rudi van Dantzig, Hans van Manen und Toer van Schayk auf. Alle zwei Jahre findet in Den Haag das Holland Dance Festival statt, bei dem die wichtigsten in- und ausl‰ndischen Tanzproduktionen aufgef¸hrt werden. Auf dem Springdance-Festival in Utrecht und dem Cadance-Festival in Den Haag sind allj‰hrlich die neuesten Entwicklungen im modernen Tanz zu sehen.
In den Niederlanden gibt es eine Vielzahl professioneller
Schauspieltruppen, darunter nicht nur traditionelle, sondern auch
kleinere, die mit neuen Formen der Schauspielkunst experimentieren.
H‰ufig werden dabei Musik, Schauspiel und neue Medientechniken
miteinander kombiniert. Ensembles wie Dogtroep treten
regelm‰flig mit groflen internationalen Produktionen
im Ausland auf. In Amsterdam und Antwerpen findet jedes Jahr ein
Theaterfestival statt, auf dem noch einmal die wichtigsten
niederl‰ndischsprachigen B¸hnenst¸cke der
vergangenen Saison aufgef¸hrt werden.
Eine neue Entwicklung ist die Produktion aufw‰ndiger Musicals
wie ÑJoeì und ÑChicagoì. Das
Niederl‰ndische Theaterinstitut in Amsterdam fˆrdert die
Schauspielkunst, fungiert als Informationszentrum und als
Begegnungsst‰tte f¸r Theatermacher. Auflerdem
beherbergt es das Theatermuseum.
Die Filmindustrie spielt in den Niederlanden eine eher untergeordnete Rolle: J‰hrlich werden etwa 20 Spielfilme produziert, zum Teil als Gemeinschaftsproduktion mit anderen L‰ndern. Einige dieser Filme hatten auch im Ausland Erfolg. 1987 wurde Fons Rademakers f¸r ÑDe Aanslagì (Das Attentat) der Oscar f¸r den besten nicht englischsprachigen Film verliehen. 1996 bzw. 1998 erhielten Marleen Gorris und Mike van Diem dieselbe Auszeichnung f¸r ÑAntoniaì (Antonias Welt) bzw. ÑKarakterì. Auch die Kurzfilme ÑGlasì (1958) von Bert Haanstra, ÑDie kleine wereldì (1973) von Charles Huguenot van der Linden, ÑAnna & Bellaì (1985) von B¯rge Ring und ÑFather and daughterì (2000) von Michael Dudok de Wit wurden mit einem Oscar pr‰miert.
Das Internationale Filmfestival Rotterdam (Februar) und das Internationale Dokumentarfilmfestival in Amsterdam (Dezember) erfreuen sich international immer grˆflerer Beliebtheit. Weitere Festivals sind das World Wide Video Festival (April), das Holland Animation Film Festival (alle zwei Jahre im November), das Niederl‰ndische Filmfestival in Utrecht (September) und das Kinderfestival Cinekid (Oktober).
Die Niederlande haben einige grofle Dokumentarfilmer hervorgebracht. Der 2001 verstorbene Filmemacher und Fotograf Johan van der Keuken etwa hat sich mit seinen k¸nstlerischen Filmen auch im Ausland Ansehen erworben. In seinem letzten Film, einer philosophischen Dokumentation ¸ber Sterblichkeit und ‹berlebensdrang, hielt er seinen eigenen Sterbeprozess fest. Der Cineast Joris Ivens (1898ñ1989) erreichte internationale Bekanntheit mit Dokumentarfilmen, in denen er seine Sympathie f¸r Vˆlker zum Ausdruck brachte, die f¸r ihre Freiheit k‰mpfen. Sein ber¸hmtestes Werk ÑSpanische Erdeì, das vom spanischen B¸rgerkrieg handelt, entstand 1937 in Zusammenarbeit mit Ernest Hemingway. Ivens arbeitete und lehrte auf der ganzen Welt, von Nordvietnam ¸ber Chile, China und Mali bis Frankreich.
Die Fotografie blickt in den Niederlanden auf eine lange Tradition zur¸ck. Bereits vor dem Krieg gab es viele bekannte und sozial engagierte Fotografen. 1975 fand zum ersten Mal die Ausstellung World Press Photo statt. Organisator ist die World Press Foundation, eine unabh‰ngige gemeinn¸tzige Organisation, die 1955 in den Niederlanden gegr¸ndet wurde. Ihr Ziel ist es, die Arbeit professioneller Pressefotografen international zu unterst¸tzen und zu fˆrdern. Jedes Jahr organisiert die World Press Foundation u.a. Workshops sowie den weltgrˆflten Wettbewerb f¸r Pressefotos. Die Ausstellung, auf der die Werke gezeigt werden, reist durch 35 L‰nder. Die Organisation verfolgt aufmerksam neue Entwicklungen auf dem Gebiet des Fotojournalismus.
In den Achtzigerjahren begann der Siegeszug der inszenierten Fotografie. Die j¸ngere Generation beginnt sich wieder f¸r die Dokumentarfotografie zu interessieren, vor allem Stadtansichten, Landschaften und Portr‰ts sind sehr beliebt. Wichtige Fotokollektionen befinden sich im Rijksmuseum in Amsterdam (19. Jahrhundert), im Stedelijk Museum Amsterdam und im Kupferstichkabinett der Universit‰t Leiden. Das Haus der Fotografie in Rotterdam beherbergt das Niederl‰ndische Institut f¸r Fotografie, das Niederl‰ndische Fotoarchiv und das Nationale Fotorestaurierungsatelier.
Die Niederlande brachten trotz der geringen Grˆfle ihres Sprachgebiets im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche ber¸hmte Schriftsteller hervor. Was die Zahl der Lyriker und der j‰hrlich verˆffentlichten Gedichtb‰nde betrifft, belegen sie auf der Weltrangliste nach Japan und Island sogar den dritten Platz. Im Mittelalter war die niederl‰ndische Literatur Bestandteil einer gemeinsamen westeurop‰ischen Tradition. Zu nennen sind hier Rittererz‰hlungen wie ÑFloris ende Blancefloerì, und ÑKarel ende Elegastì, die Tierfabel ÑVan den Vos Reynaerdeì und die Moralit‰t ÑElckerlykì. Das 16. Jahrhundert war die grofle Zeit des niederl‰ndischen Humanismus, dessen bedeutendster Vertreter Erasmus von Rotterdam war. Sein ÑEncomium Moriaeì, in dem er auf satirische Weise die Missst‰nde in Gesellschaft und Kirche anprangerte, wurde in viele Sprachen ¸bersetzt (dt. u.a. als ÑLob der Torheitì).
Im 17. Jahrhundert erwarb sich vor allem Spinoza mit seinen philosophischen Abhandlungen im Ausland grofle Reputation. Damals, im sog. Goldenen Jahrhundert, erreichte die niederl‰ndische Literatur eine hohe Bl¸te. Die wichtigsten Schriftsteller dieser Zeit sind Vondel, Hooft, Huygens und Bredero. Im 17. Jahrhundert entstand auch die ÑStatenbijbelì, eine niederl‰ndische Bibel¸bersetzung, die die niederl‰ndische Sprache in hohem Mafle beeinflusst hat. Ein bedeutender Autor des 19. Jahrhunderts ist Multatuli, dessen Roman ÑMax Havelaarì eine Anklage gegen die niederl‰ndische Kolonialherrschaft in Niederl‰ndisch-Indien, dem heutigen Indonesien, war.
Die Nachkriegsliteratur wurde lange von den ÑGroflen Dreiì dominiert: Willem Frederik Hermans, Harry Mulisch und Gerard Reve. Im Werk Hermansí und Mulischs spielt der Krieg eine wichtige Rolle. Weitere bedeutende Schriftsteller der Nachkriegszeit sind Hella Haasse, Jan Wolkers, Cees Nooteboom, Maarten ët Hart, Adrianus van der Heijden, Arnon Grunberg, Mensje van Keulen und Connie Palmen. Immer mehr Werke niederl‰ndischer Autoren werden auch in andere Sprachen ¸bersetzt. Im Ausland ist das Interesse an niederl‰ndischer Literatur in den letzten zehn Jahren stark gestiegen.
Der Fonds f¸r die Produktion und ‹bersetzung niederl‰ndischer Literatur fˆrdert die Verbreitung niederl‰ndischer Literatur im Ausland. Sein Ziel ist die Schaffung eines hochwertigen und breit gef‰cherten Angebots an niederl‰ndischer Literatur und an ‹bersetzungen in andere Sprachen.
Die ˆffentlichen Bibliotheken werden von vielen Menschen
genutzt, vor allem von der Jugend. 60 % aller Jugendlichen bis 17
Jahre, f¸r die die Mitgliedschaft kostenlos ist, suchen sie
regelm‰flig auf. Der gesamte B¸cherbestand der
ˆffentlichen Bibliotheken wird auf ¸ber 44,5 Mio.
B‰nde gesch‰tzt. Die meisten Gemeinden haben mindestens
eine eigene ˆffentliche Bibliothek. Insgesamt gibt es etwa
1200 im ganzen Land. Auflerdem versorgen etwa 100
B¸cherbusse vor allem die Bewohner kleinerer Gemeinden mit
Lesestoff. Die ˆffentlichen Bibliotheken und die
Fahrb¸chereien haben insgesamt 4,5 Mio. Benutzer und werden
haupts‰chlich von den Gemeinden und Provinzen finanziert. Die
Schriftsteller und Herausgeber erhalten eine Verg¸tung
f¸r den Verleih ihrer B¸cher. Aufler B¸chern
haben die ˆffentlichen Bibliotheken auch Musikkassetten, CDs,
Filme und Videos im Angebot.
F¸r Blinde und Sehbehinderte gibt es B¸cher und andere
Verˆffentlichungen auf Tontr‰gern, in Braille-Schrift
oder in elektronischer Form. Das Angebot der niederl‰ndischen
Blindenbibliotheken wird von ¸ber 40 000 Personen genutzt.
Die niederl‰ndische Nationalbibliothek, die Kˆnigliche Bibliothek in Den Haag, wurde 1798 gegr¸ndet. Sie ist eine wissenschaftliche Bibliothek mit einem Bestand von ¸ber 3 Mio. B¸chern. Ein wichtiger Teil der Bibliothek ist das Depot f¸r niederl‰ndische Verˆffentlichungen, in dem mˆglichst von allen in den Niederlanden erschienenen Publikationen mindestens ein Exemplar aufbewahrt werden soll. Auf der Grundlage dieser Sammlung wird der ÑBrinkmans Cumulatieve Catalogus van Boekenì herausgegeben, eine Bibliografie f¸r die gesamten Niederlande.
Studenten und Wissenschaftlern stehen 20 wissenschaftliche Bibliotheken zur Verf¸gung. Bei den meisten handelt es sich um Universit‰tsbibliotheken; die grˆflte davon ist die Bibliothek der Universit‰t Amsterdam. Zu den ‰ltesten gehˆren die Universit‰tsbibliotheken von Leiden (gegr¸ndet 1575), Groningen (1614) und Utrecht (1636) sowie die Stadtbibliothek von Deventer (1560). Nahezu alle Universit‰tsbibliotheken werden vom Ministerium f¸r Bildung, Kultur und Wissenschaft finanziert.
Neben den Bibliotheken gibt es auch noch viele Archive, sowohl Staats- als auch Betriebs- und Privatarchive. Das grˆflte ist das Allgemeine Reichsarchiv in Den Haag, in dem das Archivgut der Reichsbehˆrden verwahrt wird. Archivgut, das ‰lter als 20 Jahre ist, wird den staatlichen Archivdiensten ¸bertragen. Die Gemeinden haben eigene Archivdienste. Wichtige Privatarchive sind u.a. das Kˆnigliche Hausarchiv in Den Haag und die Archive, die im Internationalen Institut f¸r Sozialgeschichte, im Internationalen Informationszentrum und Archiv f¸r die Frauenbewegung (beide in Amsterdam) und im Niederl‰ndischen Architekturinstitut in Rotterdam untergebracht sind.
Die wichtigsten Presseerzeugnisse in den Niederlanden sind die Tageszeitungen, die Nachrichtenmagazine und die Zeitschriften. Die bedeutendsten ¸berregionalen Zeitungen sind De Telegraaf und Algemeen Dagblad, die sich beide an eine breite Leserschaft wenden, sowie die Qualit‰tszeitungen NRC Handelsblad, Trouw und De Volkskrant. Die Redaktion des NRC Handelsblad vertritt dabei die liberale Auffassung, dass sich die Leser anhand mˆglichst objektiver Informationen eine eigene Meinung bilden m¸ssen und strebt deshalb eine strikte Trennung zwischen Meldungen und Kommentar an. Trouw richtete sich urspr¸nglich an ein protestantisch-christliches Publikum, De Volkskrant an die katholische Arbeiterschaft. Beide streben in diesem Rahmen nach objektiver Berichterstattung. Mit dem R¸ckgang der Vers‰ulung, der typisch niederl‰ndischen Trennung der Gesellschaft nach religiˆsen und weltanschaulichen Aspekten, r¸ckte auch die religiˆse Orientierung dieser beiden Zeitungen in den Hintergrund. Auflerdem gibt es zahlreiche Regionalzeitungen, darunter Het Parool, das seine Leserschaft vor allem im Groflraum Amsterdam hat. Fast jeder niederl‰ndische Haushalt hat eine oder mehrere Tageszeitungen abonniert. Die j¸ngere Generation nutzt allerdings zunehmend das Internet als Informationsquelle. Alle groflen Tageszeitungen verf¸gen auch ¸ber eine eigene Website.
Die Auswahl an Zeitschriften - Nachrichtenmagazine, Publikumszeitschriften, Programmzeitschriften und Fachzeitschriften - ist sehr grofl. Die wichtigsten Nachrichtenmagazine sind Vrij Nederland, HP/De Tijd und Elsevier. Trotz ihrer eher niedrigen Auflagen haben sie relativ groflen Einfluss. Viel hˆhere Auflagen erreichen die Publikumszeitschriften, z.B. die Frauenzeitschriften Libelle und Margriet mit 670 000 bzw. 450 000 Exemplaren je Ausgabe im Jahr 2001. Hohe Auflagen haben auch die Programmzeitschriften f¸r Hˆrfunk und Fernsehen. Und selbstverst‰ndlich gibt es auch Klatschzeitschriften mit den neuesten Ger¸chten ¸ber Promis. Eine echte Boulevardpresse konnte sich in den Niederlanden aber nicht etablieren.
Im niederl‰ndischen Mediengesetz ist ausdr¸cklich festgelegt, dass die Rundfunkorganisationen Form und Inhalt ihrer Programme selbst bestimmen. Der Staat schafft die Voraussetzungen daf¸r, dass die Medien ihre wichtige Funktion als Informationsquelle der Bevˆlkerung erf¸llen kˆnnen.
Die Niederlande haben seit den Zwanzigerjahren ein in der Welt einzigartiges ˆffentlich-rechtliches Rundfunksystem: Die Programme werden von sieben Rundfunkgesellschaften gestaltet, die jeweils einen bestimmten Glauben oder eine Weltanschauung vertreten. Die Niederl‰ndische Programmstiftung (NPS) strahlt vor allem Kultursendungen und Sendungen f¸r Jugendliche und ethnische Minderheiten aus. Die Niederl‰ndische Rundfunkprogrammstiftung (NOS) ist die Dachorganisation aller ˆffentlich-rechtlichen Sendeanstalten. Finanziert wird der ˆffentlich-rechtliche Rundfunk aus allgemeinen Mitteln und aus Werbeeinnahmen. F¸r die Rundfunkwerbung ist die Organisation Stichting Ether Reclame (STER) zust‰ndig. Die Werbeblˆcke werden zwischen den verschiedenen Sendungen ausgestrahlt; Programmunterbrechungen durch Werbung sind den ˆffentlich-rechtlichen Sendern nicht erlaubt.
Der ˆffentlich-rechtliche Rundfunk verf¸gt in den Niederlanden landesweit ¸ber drei Fernseh- und f¸nf Hˆrfunkkan‰le. Seit 1992 gibt es auflerdem Privatsender. Fast alle niederl‰ndischen Haushalte sind verkabelt und kˆnnen damit zahlreiche in- und ausl‰ndische ˆffentlich-rechtliche und kommerzielle Sender empfangen. Der unabh‰ngige ˆffentlich-rechtliche Hˆrfunksender Radio Nederland Wereldomroep (RNW) wendet sich mit seinen weltweiten Radioprogrammen an Niederl‰nder im Ausland und an alle, die sich f¸r die Niederlande und ihre Kultur interessieren. Die Sendungen werden ¸ber Kurzwelle, Mittelwelle, UKW und Satellit ausgestrahlt. RNW bringt t‰glich in sieben Sprachen Radiosendungen mit Nachrichten, Sport und Kultur. Gemeinsam mit der Niederl‰ndischen Rundfunkprogrammstiftung NOS strahlt der Weltrundfunk unter dem Namen BVN/TV (die Abk¸rzung steht f¸r: das Beste aus Flandern und den Niederlanden im Fernsehen) auch Fernsehprogramme in niederl‰ndischer Sprache aus. BVN/TV bietet eine abwechslungsreiche Mischung aus Nachrichten, Magazinen, Serien und Unterhaltungssendungen, die von den ˆffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten geliefert werden. BVN/TV ist ¸ber den Satelliten ASTRA zu empfangen.